Entdecken Sie den „Prinzenhof in Rinteln
Der Prinzenhof ist der stattlichste historische Fachwerkbau in Rinteln. Errichtet wurde er um 1565 von der Familie von Münchhausen, die zur selben Zeit auch über einen zweiten Adelshof in der Ritterstraße verfügte.
Die Fassade zeigt mit den farbigen Flechtband-Verzierungen Stilelemente der Renaissance. Dagegen sind die girlandenartigen Vorhangbögen über den Fenstern noch Motive der bereits ausklingenden Spätgotik. Sie finden sich in Stein gearbeitet auch am Münchhausenschen Archivhäuschen in der Ritterstraße. Es entstand ebenfalls 1565.
Der Prinzenhof diente im 18. Jahrhundert, als Rinteln zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörte, als Reisequartier. Hier übernachteten die Mitglieder der landgräflichen Familie auf ihren Reisen nach Norddeutschland. 1759, während des Siebenjährigen Krieges, als die Residenz Kassel von französischen Truppen besetzt war, musste Landgraf Wilhelm sogar monatelang hier ausharren. Er starb hier am 1. Februar 1760.
Von den letzten Wochen des Monarchen in Rinteln erzählt das Tagebuch seiner Schwiegertochter, Prinzessin Marie von Großbritannien.
„Am 22. Oktober kam er in Rinteln an und überraschte uns alle sehr angenehm, als er uns in besserer Verfassung zu sein schien als in den vergangenen zwei Monaten. Sein Kopf war frei, sein Geist gut, und um mir seine Kräfte zu beweisen, tanzte er nach dem Souper ein Menuett mit mir. Am 23. hatte der Landgraf eine sehr schlechte Nacht und ich fand ihn krank und schwach den ganzen Tag.“
Die Hofgesellschaft rund um den Landgrafen verbrachte die folgenden Wochen in Rinteln in wachsender Sorge um den Gesundheitszustand des Monarchen. Gleichzeitig trafen täglich Boten mit Nachrichten von den Kriegsschauplätzen in Europa, Nordamerika und Indien ein. Die mit Hessen Verbündeten, Preußen und Großbritannien, erzielten Erfolge doch die erwartete Befreiung Kassels verzögerte sich immer weiter. Eine entscheidende Wende des Krieges war nicht in Sicht.
26. Januar 1760: Der Arzt Dr Werlhof kam, aber er gab keine Hoffnung. Der Landgraf küsste mich so zärtlich und legte meine Hand auf sein Herz und als ich sie wieder zurücknahm, wollte er etwas sagen, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Ich war furchtbar berührt…“
30. Januar 1760: Der Landgraf litt weiter, empfand es aber nicht mehr so sehr.
31. Januar 1760: Es ging ihm sehr schlecht und als ich ihn abends verließ, erwartete ich nicht mehr, ihn wieder zu sehen. Zwischen zwölf und ein Uhr wurde ich geweckt mit der Nachricht von seinem Tod, welcher ein letzter unbarmherziger Schlag war für mich und meine Kinder… „
Wilhelm VIII., ein guter Freund Friedrichs des Großen, war Hessens letzter bedeutender, auch außerhalb des Landes geachteter Monarch. Ihm folgten Landesherren, die vor allem durch Despotismus und Gewinnstreben von sich reden machten. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 2000 diente des Prinzenhof als Gerichtsgebäude. Heute hat die Verwaltung der Sparkasse Schaumburg hier ihren Sitz.