Entdecken Sie die historische Steinberger Kirche
Der bemerkenswert prächtige, neugotische Bau der Steinberger Kirche erhielt seine Weihe 1889. Er ersetzte einen massigen romanischen Vorgänger aus dem 12. Jahrhundert, der neben dem heutigen Kirchenbau stand und nach dessen Fertigstellung abgebrochen wurde. Von ihm ist nur mehr der kleine Mauerrest erhalten, an dessen Seite sich noch das im 17. Jahrhundert errichtete Mausoleum der Familie Reimerdes vom Großen Neelhof befindet.
Das große Bauwerk der heutigen Steinberger Kirche diente seinerzeit nicht allein den Zwecken eines Gotteshauses. Es war auch eine unmissverständliche Demonstration des schaumburg-lippischen Selbstbewusstseins. Mit ihm konnte das Bückeburger Fürstentum – gut sichtbar von der durch Engern verlaufenden D-Zug-Strecke Berlin-Köln - den höchsten Kirchturm im Wesertal zwischen Hameln und Minden sein eigen nennen. Er misst bis zum Metallknauf an seiner Spitze 55,10 Meter und ist damit auch noch einen Meter höher, als der von St. Nikolai in Rinteln. Kein Wunder, dass die „schaumburg-lippische Renommier-Kirche“ wie sie damals genannt wurde, bei den Nachbarn nicht nur Begeisterung hervorrief. Ähnliche Kirchen entstanden in Schaumburg-Lippe damals auch in Hagenburg und Meinsen. Fürst Adolf Georg persönlich übernahm mit 6000 Goldmark immerhin rund 8% der Baukosten.
Ungeachtet dessen ist der Prachtbau im Stil der hannoverschen Architekturschule Conrad Wilhelm Hases von kulturhistorischer Bedeutung. In seinem Innern erschließt sich dem Besucher mit dem aufwändigen Kreuzrippengewölbe, dem reichverzierten Altar, der Kanzel und dem Orgelprospekt ein Eindruck von der handwerklichen und ästhetischen Qualität des späten Historismus. Einige wenige Relikte zeugen noch vom Vorgängerbau. Zu ihnen gehören der Taufstein aus dem 17. Jahrhundert und der an der Südseite des Chores eingebaute Grabstein des aus Brabrant stammenden Nicolaus Claissen (gestorben 1599).
Am bedeutsamsten ist der auf der nördlichen Außenseite des Gebäudes eingelassene Grabstein, der das Kreuz Christi auf dem Hügel Golgatha über einem Wappen zeigt. Er geht vermutlich auf das Edelherrengeschlecht derer von Vlotho zurück, die bis um 1200 in Engern begütert waren.
In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges in Schaumburg, im April 1945, starb oben im Turm ein junger Leutnant, der dort einen Beobachtungsposten bezogen hatte, durch einen Artillerietreffer.